Das Beispiel "Annahaid" im Stadtgebiet Nittenau im Landkreis Schwandorf zeigt erneut, wie wichtig es ist, die Landesplanung und Raumordnung auf neue Füße zu stellen. Während Bedarfe bei Neubauten unklar sind, werden trotzdem Flächen als Bauland ausgewiesen, obwohl niemand weiß, ob diese auch gebraucht werden. Doch die Region kann sich nur gut entwickeln, wenn auch an die Zukunft und an die Lebensgrundlagen aller Bürger*innen gedacht wird.
Die Landtagsabgeordnete Anna Schwamberger und die Bundestagsabgeordnete Tina Winklmann von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordern deshalb eine Neuausrichtung der Planung und eine qualifizierte Prüfung, ob eine Bebauung überhaupt notwendig ist. Die beiden Politikerinnen vertreten die Ansicht, dass angesichts des unvermindert weitergehenden Flächenfraßes auch bei laufenden Vorhaben von umstrittenen Projekten Nachprüfungen stattfinden müssen.
"Wir müssen genau hinsehen: Wo soll eine neue Siedlung oder ein Gewerbegebiet entstehen, haben wir überhaupt die Infrastruktur dafür oder die Menschen, die Unternehmen, die diese Grundstücke bebauen können und welche Flora finden wir hier vor", so Tina Winklmann, Bundestagsabgeordnete für Schwandorf und Cham.
MdL Anna Schwamberger verweist auch auf das Konzept der Landtagsfraktion zum Neustart in der Landesplanung. Das Landesentwicklungsprogramm (LEP) verfolgt die Strategie, den zukünftigen Flächenbedarf durch die Nutzung von erschlossenen Flächen innerorts zu decken. Dadurch könnte auf die Ausweisung von neuer Fläche im Außenbereich weitgehend verzichtet werden. Auf diese Weise würde man bereits vorhandenes Potential für Wohnraum und auch Gewerbe nutzen, um die Vitalität der Orte zu erhalten. "Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten in Bayern die Landesplanung systematisch geschwächt und rein an die wirtschaftliche Entwicklung gedacht wurde, müssen wir endlich umschwenken. Das Motto "Innen statt Außen" kann dazu beitragen, Innenstädte und Ortszentren wiederzubeleben", meint Anna Schwamberger, Landtags- und Betreuungsabgeordnete für den Landkreis Schwandorf.
Nittenau mit dem Bebauungsplan "Annahaid", gegen den es von fachkundiger Seite heftige Einwände gibt, ist nur eines von vielen Beispielen. Wo vor Jahren noch Bedarfe ausgemacht und Flächennutzungspläne geändert wurden, entstehen derzeit starke Zweifel. Können sich die Bürger*innen die Häuser überhaupt noch leisten und ist die technische und verkehrstechnische Erschließung des Gebiets noch zeitgemäß? Dabei wäre es viel sinnvoller und nachhaltiger, innerstädtische Brachen und Flächen zu nutzen. Verantwortungsvolle Nachverdichtung ist hier das Zauberwort. Denn wenn Waldflächen verschwinden, sind sie dauerhaft verloren. Und wir dürfen nicht vergessen: Durch Sanieren und Wiederbeleben der Ortskerne schaffen wir auch Begegnungsstätten für Menschen.
Gerade in Zeiten der akuten Klimakrise wird deutlich, dass wir einen klaren Wandel brauchen. Neubauten müssen geprüft werden, wo Bedarf ist, kann und soll auch immer Neues entstehen. Aber die Natur ist unser Partner im Kampf gegen die Überhitzung, wenn wir sie lassen.